Ich bin ganz ehrlich: als Reiseziel hatte ich Polen nie auf dem Schirm. Beim Reisen in Europa denke ich eher an West- und Südeuropa, und natürlich Skandinavien. Osteuropa wäre dann mit Prag und vielleicht noch Kroatien „abgedeckt“. Aber Polen? Damit habe ich mich nie beschäftigt und wie ich es in meinem Bekanntenkreis mitbekommen habe, stehe ich damit auch nicht alleine da.
Im März diesen Jahres ist mein Bruder für ein Auslandssemester nach Polen gezogen. Und da ich mir ja fest vorgenommen habe, für alles offen zu sein, stand von Anfang an fest: Ich werde nach Polen fahren und ihn dort besuchen. Mir unseren Nachbar im Osten mal anschauen. Gesagt, getan.
Im Mai ging es dann für mich sieben Tage nach Polen – Minus zwei Tage für die Hin- und Rückreise ab, da wir mit dem Auto unterwegs waren. Ich habe mir die Woche von Christi Himmelfahrt ausgesucht und musste so nur vier Tage Urlaub nehmen. Es hätten also sogar neun Tage werden können, aber ich habe mir einen Tag vor und nach der Reise zuhause zum Erholen genommen. (Tipps wie du trotz Vollzeitjob mehr Reisen kann, findest du hier.)
1. Stopp Rundreise Polen: Kromlau und die Rakotzbrücke
Für mich war klar, wenn ich nach Polen fahre, will ich unbedingt zur Rakotzbrücke. Auf so vielen Bildern habe ich sie schon bewundert, und ich wollte sie unbedingt auch mal in Wirklichkeit sehen. Und weil ich ein Held im recherchieren bin, war mir bis kurz vorher nicht klar, dass diese gerade restauriert wird.
Hin sind wir dann trotzdem. Kromlau liegt genau zwischen Würzburg und Toruń, wo mein Bruder zum Studium war, und so hat es sich sowieso perfekt als ersten Zwischenstopp angeboten. Übernachtet haben wir in Łęknica, direkt hinter der polnischen Grenze.
Die Preise dort haben uns echt vom Hocker gehauen! Die Unterkunft selbst hat 34 € für 2 Personen gekostet. Für 12 € (für 2 Personen) haben wir dort ein Abendessen inklusive Getränke bekommen. Zu den Reisekosten komme ich aber in einem späteren Punkt nochmal.
Am nächsten Morgen sind wir dann wieder zurück über die Grenze nach Kromlau gefahren und in den Rhododendronpark. Es ist wunderschön dort, die Pflanzen standen bereits in Blüte. Die Rakotzbrücke war zwar eine Baustelle und der See unter ihr war trocken gelegt, dennoch konnte man die Schönheit erahnen.
Da nicht nur die Brücke, sondern auch der Rest des Parks einen Besuch wert ist, bin ich auch nicht allzu traurig über die Baustelle gewesen. Infos zum Park findest du übrigens hier. Dort steht auch alles über die Sanierung.
2. Stopp Rundreise Polen: Toruń
In Toruń waren wir für 2 Tage. Die historische Stadt mit heute etwa 200.000 Einwohnern ist ein UNESCO Weltkulturerbe und die Geburtsstadt von Kopernikus. Überall begegnet einem die Geschichte des Mittelalters, insbesondere des Deutschen Ordens, unter dessen Verwaltung die Stadt im 13. Jahrhundert erbaut wurde.
Auf dem Marktplatz mitten in der Altstadt findet sich das Altstädtische Rathaus. Darin befindet sich ein Regionalmuseum, eines der ältesten Museen Polens. Der 40 Meter hohe Turm kann für umgerechnet 4 € (15 Złoty) bestiegen werden. Von oben hat man einen rundum Blick über die gesamte Stadt, und die vielen, vielen Stufen lohnen sich auf jeden Fall!
Außer dem Regionalmuseum im Rathaus gibt es in Toruń auch ein Lebkuchenmuseum (probiere unbedingt Toruńs Lebkuchen!) und das Museum in der Burgruine. Die Museen haben wir selbst allerdings nicht besucht, dennoch sollten sie in diesem Artikel genannt werden.
Kulinarisch hat Toruń auch einiges zu bieten. Ein Besuch in einer der Pierogarnia in Toruń ist ein absolute Muss! Es gibt dort alle möglichen Arten von Pieroggen mit Füllungen für jeden Geschmack. Außerdem gibt es in Toruń jede Menge kleine Bars und Kneipen, in denen Craft Beer verkauft wird, unter anderem Lebkuchenbier.
Ich habe Toruń – und vor allem die Altstadt dort – als angenehme, gemütliche Stadt mit viel Charme erfahren, und kann sie jedem, der eine Rundreise durch Polen machen will, nur empfehlen.
3. Stopp Rundreise Polen: Danzig
Auf dem Weg zur Ostsee haben wir einen Zwischenhalt in Danzig, oder auch Gdańsk, gemacht. Im Vergleich zu Toruń war Danzig leider sehr überlaufen. Vor allem am Fluss bzw. am Hafen an der Stadt entlang sind wir teilweise vor lauter Touristengruppen nicht wirklich voran gekommen.
Dennoch haben mich die vielen bunten Häuser und das Grüne Tor am Marktplatz sehr beeindruckt, ebenso wie die Philharmonie und das Krantor am Fluss. Da Danzig aber nur ein Zwischenstopp auf unserem Weg ans Meer war, haben wir nur ein paar Stunden in der polnischen Hafenstadt verbracht. Im Vergleich zu Toruń und Łeba, wo wir danach hin sind, war Danzig auch relativ teuer.
Wenn du länger in Danzig bleiben möchtest, gibt es dort, wie in Toruń auch, viele historische Bauwerke und beeindruckende Kirchen zu besichtigen. Auch Museen gibt es dort nicht zu knapp, wie zum Beispiel das Museum zum 2. Weltkrieg, das Muzeum II Wojny Światowej. Dort werden, anders als in vielen anderen Kriegsmuseen, alle beteiligten Regionen dargestellt, und nicht nur die eigene Sicht der Dinge wiedergegeben.
4. Stopp Rundreise Polen: Łeba und die Dünen
Bei meiner Recherche nach „Ostseeküste Polen“ kam als einer der ersten Treffer die Dünen bei Łeba als Ergebnis. Ich habe kurz nach Hotels geschaut und festgestellt, dass die Unterkünfte in Łeba auch um einiges preiswerter sind als näher bei Danzig, weshalb wir für 3 Nächte in dem kleinen Ort geblieben sind.
Was man bei einem Roadtrip in Polen nicht unterschätzen darf, sind die Entfernungen. Es gibt gut ausgebaute Straßen, aber es gibt genauso viele Waldwege, auf denen man höchstens 40 km/h fahren kann, welche aber wohl ganz normale Verkehrsstraßen darstellen. Es war ein bisschen ernüchternd, dass wir von Danzig nach Łeba für 100 Kilometer mehr als 2 1/4 Stunden gebraucht haben.
Deshalb haben wir uns in Łeba einen Tag Zeit genommen, die Dünen zu erkunden, und haben den letzten (Regen-)Tag in unserem Urlaub genutzt, um einfach im Hotel zu entspannen, zu lesen und uns zwischendurch in einem der vielen Restaurants ein Bier zu gönnen.
Wanderdünen oder auch die polnische Sahara in Łeba
Westlich von Łeba strecken sich die Wanderdünen aus. Die größte der Wanderdünen ist die Wydma Łąck, die Lontzkedüne. Diese allein ist 1300 Meter lang und 500 Meter breit. Sie kann zwischen 30 und 42 Meter hoch sein und bis zu 12 Meter gen Osten wandern, je nach Windverhältnissen.
Eine kurze Autofahrt von Łeba entfernt, in Rabka, beginnt die Wanderung. Du kannst dir aber auch ein Fahrrad leihen, und damit bis zur Düne direkt fahren, oder dich ab Rabka von einem Elektrobus mitnehmen lassen. Empfehlen kann ich dir, die 5 km bis zur Düne durch das Kiefernwäldchen zu wandern, anschließend über die Düne ans Meer zu klettern und am Meer zurück bis nach Rabka zu laufen.
Die Dünen kosten Eintritt, aber lediglich umgerechnet 1,5 € (6 Złoty), der Parkplatz auch etwa 6 Złoty pro Stunde. Alles muss in bar bezahlt werden, in der Regel werden aber auch Euro akzeptiert. Der Preis lohnt sich absolut, denn die polnische Sahara ist wirklich atemberaubend und etwas, was ich selbst nicht in Europa erwartet habe.
Kostenaufstellung für Polen
Ich habe ja schon erwähnt, dass vor allem unsere erste Nacht und unser erstes Abendessen so wahnsinnig günstig war. Aber wie günstig ist günstig? Hierfür will ich dir die Kosten aufschlüsseln, welche wir in 7 Tagen Polen hatten. Das Ganze impliziert die Hinfahrt am Sonntag mit Übernachtung, zwei Tage und Nächte in Toruń – wo wir uns die Unterkunft dank meines Bruders sparen konnten -, einen Abstecher nach Danzig und drei Nächte in Łeba.
Posten | Kosten |
Essen
Unterkunft Auto (Sprit) Sonst |
75 €
90 € 100 € 15 € |
Dazu muss ich sagen, dass wir immer Essen gegangen sind, manchmal zwar nur ein Snack, aber gekocht haben wir nicht selber. Die Unterkünfte waren jeweils Doppelzimmer in Hotels inklusive Frühstück. Den Sprit haben wir durch zwei geteilt. Die aufgelisteten Kosten beziehen sich jeweils auf eine Person.
Wie gesagt, in Toruń hatten wir keine Kosten für Unterkunft, haben aber stets meinen Bruder mit zum Essen eingeladen. Ein Abendessen in der Pierogarnia in Toruń hat inklusive Getränke (Bier) für drei Personen 25 € gekostet und war unser teuerster Abend.
Insgesamt sind wir 2.000 km gefahren, aber der Sprit in Polen ist auch um etwa 30 Cent günstiger als in Deutschland. Nachhaltig ist das natürlich nicht, so viele Kilometer in so kurzer Zeit zu fahren, das ist mir bewusst. Aber das ist wieder ein anderes Thema, über das ich auch bald noch einen Beitrag schreiben möchte, da es mich sehr beschäftigt.
Mein Eindruck von Polen
Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass Polen mich überrascht hat. Die Städte und Dörfer sind total süß und urig, es gibt wunderschöne Architektur und Mittelalterflair. Auch den Sandstrand an der Ostsee – ich war übrigens noch nie vorher an der Ostsee! – fand ich einfach wahnsinn, auch wenn es für das Meer etwas zu kalt war.
Die Preise sind natürlich auch unschlagbar. Ich glaube, das Polen unglaublich viel zu bieten hat und wie ich mich kerne, werde ich in Zukunft noch mehr Teile Polens erkunden. Da es unser Nachbarland ist, ist es auch von der Strecke her echt machbar. Das nächste Mal dann mit dem Bus oder Zug.
Die Straßenverhältnisse fand ich super verrückt, insbesondere die vielen Waldwege, die aber als ganz normale Verkehrsanbindungen dienen. Teilweise hatten wir kurzzeitig Todesängste, wenn uns ein Pole überholt hat, aber bereits Autos auf der engen Straße entgegen kamen. Dass wir für eine Strecke von 100 km ca. 2,5 Stunden brauchen würden, war in unserer Route auch nicht einkalkuliert, aber so etwas weiß man ja vorher nicht.
Die Menschen, mit denen wir zu tun hatten, waren durchgehend freundlich. Auch wenn auf den Straßen oder in den Städten viel los war, es gab kein Gedränge. Ich bin sehr froh, dass ich die Chance genutzt habe und ein Land besucht habe, dass so garnicht auf meinem Schirm war. Und dir kann ich es absolut empfehlen!
Warst du schonmal in Polen und welche weiteren Tipps kannst du zu unserem Nachbarn im Osten geben? Oder hast du selbst mal ein Land bereist, das überhaupt nicht auf deiner Liste stand, und wie war das für dich? Hinterlasse gerne einen Kommentar!
Credits: Das Bild vom Rathausinnenhof in Toruń, sowie von der Burgruine und den Pieroggen in der Pierogarnia sind von meiner Schwester gemacht worden.
[…] Bonustipp: Ein weiteres, und doch ganz anderes Land in Osteuropa, welches noch nicht so überlaufen ist und sich perfekt für einen Roadtrip eignet, ist übrigens Polen. […]
[…] Rundreise Polen […]
Hey Jenny, eine Wanderung zur Lontzkedüne in der Sahara Polens war für mich ein absolutes Highlight auf meiner Rundreise durch Polen. Die Wanderdünen bei Łeba sind einfach perfekt, um sich seine Schuhe mal so richtig mit Sand zu füllen!
Ein kleiner Nachtrag: Der Eintritt in den Slowinzischen Nationalpark wird nur zwischen dem 1. Mai und dem 30. September erhoben. Wer beispielsweise in den Osterferien nach Polen reist, braucht nicht bezahlen. Gleiches gilt wohl auch, wenn man über den von mir beschriebenen Strandweg zur Düne läuft – kann ich nicht bestätigen, ich war bereits im April im Nationalpark.
Grüße, Torsten …
Lieber Torsten,
super, vielen Dank für deine Ergänzung! Es kommt wahrscheinlich drauf an, von wo aus man am Strand losläuft. Direkt aus Leba könnte das möglich sein. Wenn man mit dem Auto zu dem Parkplatz hinfährt, muss man meiner Erinnerung nach an dem Tickethäuschen auf jeden Fall vorbei. Es ist aber auch schon 2 Jahre her, dass ich dort war.
Viele Grüße
Jenny
Stimmt, an dem Tickethäuschen kommt man nicht vorbei, wenn man bis zum Parkplatz kurz vor der Düne fährt. Ich sag mal so, die 6 Złoty Eintritt für den Nationalpark reisen ja kein riesiges Loch in die Urlaubskasse.
Es war eh geplant, dass ich eine Wanderung zur Düne mache. Zumal ich meinen Camper auf einem Campingplatz im Ort abgestellt hatte und mit dem Ding nicht noch einmal losfahren wollte. Daher hatte ich mir eine Route mit einem Mix aus Strandweg und Wald herausgesucht.
Warst du seither noch einmal in Polen unterwegs? Wie ich finde, ein total unterschätztes Reiseziel.
Ich werde in jedem Fall noch einmal eine intensivere Rundreise durch Polen machen müssen. Ein Monat war einfach zu wenig, wenn man bedenkt, dass mein Städtetrip nach Danzig allein schon eine Woche beansprucht hat. Aber es hat sich in jedem Fall gelohnt!
Grüße, Torsten …
Ich war leider nicht noch einmal in Polen, würde aber gerne. Es gibt einfach noch so viel zu sehen, ich war ja quasi bloß in einer Ecke des Landes unterwegs.
Bin auf jeden Fall auch der Meinung, dass es sehr unterschätzt wird. Da kann ich mich ja noch ein bisschen auf deinem Blog inspirieren lassen :-)
Viele Grüße
Jenny