Teil 3 meiner Blogpostreihe zum Thema „Reisen trotz Vollzeitjob“. In Teil 1 habe ich dir meine persönlichen Tipps an die Hand gegeben. In Teil 2 hat Alessia von Dreitageweg von Kurztrips und ihren Vorteilen erzählt. Heute geht es um folgendes Thema: Was, wenn mir Kurztrips nicht reichen, und die 30 Tage Urlaub sowieso nicht?

Hierfür bieten viele Unternehmen ein sogenanntes Sabbatical an. Grob gesagt – man verzichtet für eine Zeit lang (beispielsweise 2 Jahre) auf einen Teil des Gehalts (beispielsweise ein Drittel), hat dann eine Zeit frei zum Reisen (beispielsweise 1 Jahr) und bezieht in dieser Zeit weiterhin Gehalt. Es gibt verschiedene Formen und Ausgestaltungen der Verträge.

Ich habe euch zu diesem Thema eine Expertin mit an Board geholt: Nicole hat selbst 2016 ein Sabbatical gemacht, sie schreibt auf Passenger X über ihre Reisen und hat dort auch eine Interview Reihe mit verschiedenen Personen, die ein Sabbatical gemacht haben, geführt. Außerdem hat sie gemeinsam mit Claudia Sittner das Workshop Format Modern Sabbatical ins Leben gerufen.

Heute steht Nicole für 7 Fragen Rede und Antwort:

1. In welcher Situation warst du, als du dich damals für ein Sabbatical entschieden hast?

Nicole: Ich habe mich 2015 im Herbst für mein Sabbatical entschieden. Damals war ich bereits seit knapp 10 Jahren im großen Medienkonzern und war gerade dabei mein Fernstudium, welches ich drei Jahre neben dem Vollzeitjob gemacht hatte, abzuschließen. Meinen Job fand ich großartig, aber mein Energielevel war nach der langen Doppelbelastung ziemlich runter.

Außerdem war mein Fernweh die Jahre zuvor immer weiter gewachsen, weshalb mir eine längere Auszeit zum Reisen die perfekte Belohnung schien. Mein Freund war schlussendlich derjenige, der mir den letzten Anschuspser gab. Denn da er gerade erst einen neuen Job angefangen hatte, konnte er nicht mitkommen und ich wollte eigentlich nicht allein reisen.

Er sprach mir aber nicht nur Mut zu, sondern stand auch voller Vertrauen hinter mir und der Idee mich allein auf Reisen zu schicken.

2. Wie hast du es deinem Arbeitgeber erzählt und wie hat er reagiert?

Nicole: Ich habe meinem Chef den Wunsch in einem unserer regelmäßigen Jour Fixe mitgeteilt. Er reagierte recht verhalten und wollte es erst einmal mit der Leitung darüber besprechen. Die wiederum war, naja nennen wir es mal geschockt.

Denn sie hatte damit überhaupt nicht gerechnet und sich auch voll darauf verlassen, dass ich den Job noch eine Weile weiter rocken würde. Meine Beweggründe konnte sie dann aber doch verstehen und so wurde meinem Sabbatical dann auch zugestimmt.

Interview Reisen trotz Vollzeitjob Sabbatical Nicole Passenger X

Nicole hat nach 10 Jahren im großen Konzern nach einem Sabbatical gefragt – und die Zustimmung erhalten

3. Wie hat dein Umfeld reagiert, als du ihnen von deinen Plänen erzählt hast?

Nicole: Oh, ganz unterschiedlich. Einige Freunde hielten es für mutig, andere für die verdiente Auszeit. Mein Papa war wohl ein wenig besorgt, dass seine Tochter allein reisen gehen würde und auch noch ausgerechnet China mit eingeplant hatte. Aber schlussendlich wusste er auch, dass seine Tochter immer umsetzt, wovon sie spricht und dass ich das auch irgendwie gut hinbekommen würde.

Wenn man einen so starken Wunsch verspürt, dann muss man es einfach machen. Immerhin ist man selbst für sein Leben verantwortlich. Ich will mir nicht in vielen Jahrzehnten auf dem Sterbebett sagen müssen, dass ich meine Träume nicht gelebt habe, weil ich es immer allen anderen recht machen wollte, dabei mich selbst aber vergessen habe.

4. Wie hast du dich nach der Entscheidung zum Sabbatical darauf vorbereitet?

Nicole: Ich habe angefangen Reiseführer zu lesen und auch Blogs, mir zu überlegen welche Reihenfolge für meine Reiseabschnitte Sinn macht. Dann ging es zum großen Outdoorausstatter, um einen vernünftigen Backpack zu kaufen und ein paar praktische Kleinigkeiten.

Flüge buchen, die ersten Unterkünfte und mehr brauchte es auch nicht. Da ich in meinem sechsmonatigen Sabbatical viel Europa und wenig exotische Länder bereist habe, brauchte ich keine besonderen Impfungen.

Das sah dann eineinhalb Jahre später, als ich kündigte, um noch einmal zu reisen, anders aus. Da ging es dann nach Südamerika. Die Dschungeltour in Ecuador machte zusätzliche Impfungen nötig, weshalb die Reiseplanung dafür auch einen längeren Vorlauf brauchte.

Interview Reisen trotz Vollzeitjob Sabbatical Nicole Passenger X

Im März 2016 machte Nicole sich für 6 Monate auf, um die Welt zu sehen.

5. Wohin und wie lange bist du gereist?

Nicole: Mein Sabbatical startete im März 2016 und ging 6 Monate. Ich reiste nach Japan, China, Niederlande, Belgien, Frankreich, Schweiz und Grönland. Japan hat mein Herz gewonnen, die Schweiz ist ja leider sehr teuer, aber auch unfassbar schön und Grönland, oh Grönland das war immer das eine Land, wo ich immer hin wollte und es ist auch nach dem Besuch mein Sehnsuchtsland geblieben. So bizarr anders, so wunderbar.

Im Oktober 2017 hab ich dann gekündigt und bin nach Südamerika. Fünf Monate lang habe ich die schönsten Orte des Kontinents besucht und unfassbar tolle neue Freundschaften geschlossen.

6. Was hat dich das Ganze gekostet und wie hast du es finanziert?

Nicole: Die sechs Monate Sabbatical haben mich ziemlich genau 15.000 Euro mit allem drum und dran gekostet. Das ist für 6 Monate schon recht viel. Allerdings hatte ich mit Japan, der Schweiz und Grönland auch drei der teuersten Reiseländer auf dem Plan. Da ich im Konzern ganz gut verdient und nur geringe Fixkosten hatte, konnte ich recht schnell sparen.

Ich besitze kein Auto, wohne recht günstig zur Miete, trinke kaum Alkohol und rauche auch nicht, das sind ja alles oft in Summe dann doch hohe Kosten. Außerdem hab ich in der Zeit meinen Konsum allgemein, vor allem was Shoppen angeht, stark reduziert. Dann konnte ich vom monatlichen Gehalt gut sparen. Zusätzlich habe ich alle Sonderzahlungen, wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld beiseite gelegt.

Interview Reisen trotz Vollzeitjob Sabbatical Nicole Passenger X

„Wenn man einen so starken Wunsch verspürt, dann muss man es einfach machen.“

7. Du bist ja Sabbatical-Expertin und hast selbst bereits viele Menschen dazu interviewt. Welche Tipps kannst du meinen Lesern noch mitgeben?

Nicole: Stimmt. Nach meinem eigenen Sabbatical habe ich eine Interview Reihe gestartet. Außerdem gebe ich gemeinsam mit meiner Partnerin Claudia, als Modern Sabbatical, Workshops zum Thema. Denn wir haben beide festgestellt, dass sich viele wünschen, eines Tages ein Sabbatical zu machen, jedoch nicht so richtig wissen, wie sie es angehen sollen.

Wer Fragen dazu hat, kann sich gern jederzeit an uns unter kontakt@modernsabbatical.de wenden.

Um es hier aber einmal kurz zu fassen: ich glaube es gibt zwei Dinge, die am wichtigsten sind, weil sie die meisten abhalten:

Erstens:

Schau dir deine täglichen Ausgaben genau an, um Einsparpotenzial zu sehen und dann beginne zu sparen. Am besten hat man schon einen festen Zeitpunkt für den Reisestart. Denn wenn der feststeht, so meine Erfahrung, lässt es sich viel leichter sparen.

Wenn „ich könnte mal“ zu „ich werde“ wird, ist der positive Druck groß genug, die Disziplin zu haben auf all die unnötigen Ausgaben zu verzichten.

Zweitens:

Trau dich! Nicht irgendwann, sondern jetzt. Wir schieben solche Träume allesamt gern mal auf. Aus tausend Gründen. Aber es wird immer irgendwas sein. Den perfekten Zeitpunkt gibt es nicht. Nur um so länger man es aufschiebt, desto mehr wird aus dem Traum auch nur wieder eine mal dagewesene Idee.

Und wer sich nur nicht traut, weil er nicht allein reisen will, dem kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Alleine reisen ist großartig, auch wenn man das erst eimal gar nicht glauben mag. Auf einmal kann man sich ganz nach dem eigenen Rhythmus richten und nach den eigenen Bedürfnissen leben. Das gibt oft auch die eigene Balance zurück.

Und außerdem heisst alleine zu starten nicht, dass man auch wirklich allein bleibt. Ich habe auf meinen Reisen wirkich großartige Menschen kennengelernt. Hostels oder auch Gruppentouren sind prädestiniert dafür.

Jenny: Vielen Dank liebe Nicole für das aufschlussreiche Interview!

 

Im folgenden Video könnt ihr Nicoles liebste Reisemomente sehen. Warnung: Ganz viel Inspiration und Fernweh-Alarm!

Reisen trotz Vollzeitjob während einem Sabbatical

Nicole hat uns einen tollen Einblick in ihre Zeit vor, während und nach dem Sabbatical gegeben. Ich selbst werde im Herbst diesen Jahres für 2 Monate in Form eines Sabbaticals von der Arbeit freigestellt werden und kann endlich wieder Reisen gehen!

Wenn du also zu dem Thema Fragen hast, oder Hilfe dabei brauchst, wie du deinen Chef überzeugen kannst, schreibe doch eine Email an mich oder direkt an Nicole.

Auf Instagram kannst du Nicole außerdem auch erreichen und sie auf ihrer Reise durch die Welt begleiten. Hier ein kleiner Vorgeschmack:

Hast du selbst bereits ein Sabbatical hinter dir oder ziehst es in Erwägung? Hinterlasse doch gerne einen Kommentar zu dem Thema!