Letzte Woche haben Bea und Jan ihre Geschichte erzählt und die Vorteile des Remote Arbeitens dargestellt – für dich als Privatperson, wenn du zum Beispiel trotz Vollzeitjob viel Reisen willst, aber auch für Unternehmer.

Da das Interview super ausführlich geworden ist, aber auch ein sehr wichtiges Thema behandelt, gibt es heute Teil 2. Die beiden erzählen, was du als Arbeitnehmer mitbringen solltest, wenn du remote arbeiten willst, wie ein normaler Arbeitstag bei ihnen aussieht und wie sie sich immer wieder motivieren.

Am Ende gibt es noch drei Top Tipps von Jan. Du darfst gespannt sein!

1. Was sollte man als Arbeitnehmer mitbringen, wenn man für ein digitales Unternehmen arbeiten möchte?

Bea: Auf jeden Fall Eigenmotivation, denn es ist keiner da, der dir in den Hintern tritt, wenn du morgens nicht in Fahrt kommst. Irgendwann fällt auf, dass du deine Ziele nicht erreichst. Aber es gibt keine visuelle Kontrolle, als wenn du im Büro sitzen würdest. Du sitzt nicht am Schreibtisch, wo Kollegen und dein Chef dich sehen können. Daher solltest du eine gewisse Eigenmotivation mitbringen und dir Routinen aufbauen, damit es funktioniert.

Der Hauptgrund, dass sich in Deutschland Remote Arbeit nicht durchsetzt, ist unserer Meinung nach ein Mangel an Vertrauen. Dem kannst du als Mitarbeiter entgegenwirken, indem du aktiv kommunizierst. Beim remote arbeiten werden oft Tools wie Slack benutzt, in denen alles schriftlich dokumentiert festgehalten wird. Aber du solltest deinem Chef zusätzlich auch aktiv mitteilen, wie der Projektstand ist und ihn auf dem Laufenden halten.

Viele Remote Firmen nutzen Projektmanagementsysteme wie z.B. Trello für die Zusammenarbeit. Da du nicht vor Ort bei deinen Kollegen bist und sie dir nicht mal eben so über die Schulter schauen können, sind ein Projektmanagementsystem und eine klare Struktur wichtig.

Generell gilt: Aktives Kommunizieren beugt dem mangelnden Vertrauen vor. Wenn dein Chef sieht, dass du ihm ständig einen Status durchgibst und du regelmäßig an Online Meetings teilnimmst, dann wird er dir irgendwann vertrauen und keine Zweifel mehr haben. Wenn er allerdings nichts von dir hört, erweckt das schnell den Eindruck, als ob du nicht arbeiten würdest.

Jan: Dadurch, dass das Thema Home Office noch nicht so verbreitet ist in unserer Arbeitswelt, ist es für viele so, dass es bedeutet, das Handy und vielleicht noch den Laptop anzuschalten, aber eigentlich nichts für die Arbeit zu tun. Es wird eher wie ein halber oder ganzer freier Tag gehandhabt, den die Leute für sich privat nutzen.

Ich glaube, dadurch dass Home Office oft in dieser Form gelebt wurde, besteht viel Misstrauen. Wenn allerdings Home Office zum neuen Standard würde, dann würde jeder Einzelne ganz anders damit umgehen, einfach weil man weiß, dass man am nächsten Tag auch wieder von zuhause aus arbeitet und irgendwann die Arbeit erledigt werden muss.

Bea: Was noch wichtig ist, ist Technikaffinität. In einem klassischen Büro gibt es üblicherweise eine IT Abteilung oder einen Kollegen, der sich mit PC Problemen auskennt. Wenn du im Home Office arbeitest und dein Videotelefonieprogramm funktioniert nicht oder du musst ein Update machen, dann ist keiner da, der dich unterstützt. Und wenn du dich in neue Software einarbeiten musst, musst du dir Online Kurse anschauen, weil keiner hinter dir steht, der dir zeigen kann, wie es geht.

Jan: Du solltest außerdem gut mit dir alleine klarkommen. Es gibt Menschen, die können nicht alleine arbeiten, die brauchen eine Büroumgebung. In letzterem Fall  solltest du  aufgeschlossen sein und in ein Café oder in einen Coworking Space gehen, wenn du remote arbeiten möchtest, sonst läufst du Gefahr, dich einsam zu fühlen.

Reisen trotz Vollzeitjob New Work Life Bea und Jan

2. Wie sieht ein ganz normaler Arbeitstag bei euch aus beim Remote arbeiten?

Bea: Langweiliger als du denkst. Wir haben eine ziemlich stark ausgeprägte Routine, und ich würde mal behaupten, dass man das auch braucht. Unser Wecker klingelt um 8:00 Uhr morgens – wahrscheinlich später als deiner. (Das war auch mal anders, aber jetzt ist es um 8:00 Uhr). Und wir fangen oft nicht vor 10:00 Uhr an zu arbeiten. Wir machen in der Regel vor der Arbeit einen Spaziergang an der frischen Luft und trinken in Ruhe einen Kaffee.

Danach setzen wir uns an den Rechner und arbeiten für mehrere Stunden – etwa bis 3:00 Uhr. Irgendwann kommt Bewegungsdrang auf und wir gehen erneut nach draußen. Hier sind wir meist nochmal eine Stunde unterwegs. Also alles in allem unterscheidet sich unser Alltag gar nicht so wesentlich von dem eines Angestellten, nur dass wir in geileren Locations sind. Wie jetzt zum Beispiel auf Mallorca, da können wir einfach an den Strand gehen, wenn wir Pause machen.

Anschließend arbeiten wir dann nochmal bis in den Abend rein, also etwa bis 8:00 oder 9:00 Uhr. Danach kochen wir (wir essen abends warm), und es kommt nicht selten vor, dass wir erst um 10:00 oder 10:30 Uhressen.

Jan: Man muss aber auch dazu sagen, wir sind nicht angestellt und haben auch keinen 40 Stunden Vertrag. Wir verfolgen unsere eigenen Projekte, und ich habe daneben auch ein paar Beratungsmandate. Bei den Beratungsmandaten gibt es natürlich einige Abhängigkeiten. Die sind aber von Kunde zu Kunde unterschiedlich. Es gibt Kunden, mit denen kann ich super gut remote arbeiten. Ihnen reicht es, wenn ich alle paar Wochen mal vorbeischaue und ich kann es ansonsten auch telefonisch oder per Telepräsenz machen.

Es gibt aber auch andere Kunden. Die, die versuchen mich ständig ins Office zu holen. Die muss ich dann davon überzeugen, dass es nicht sinnvoll ist, dass ich ständig im Büro hocke, weil es einfach keinen Mehrwert bringt. Wenn sie es trotzdem wollen, müssen sie entsprechend auch die Mehrkosten verschmerzen, die auf sie zukommen, denn mein Tagessatz ist vor Ort um einiges höher als remote.

Abgesehen von diesen Abhängigkeiten sieht unser Tag aber so aus, wie Bea ihn beschrieben hat.

Bea: Als Freelancer hast du, genauso wie als Angestellter, bestimmte Abhängigkeiten, denen du ausgesetzt bist. Dennoch ist der Remote Lifestyle bestens geeignet, denn du kannst an den schönsten Orten auf dieser Welt sein und geile Dinge machen, wenn du Pause hast.

Reisen trotz Vollzeitjob New Work Life Bea und Jan

3. Wie motiviert ihr euch selbst?

Bea: Das ist aktuell tatsächlich ein Thema. Es ist hier auf Mallorca so geil und man kann so viele Sachen machen, dass es mir derzeit wirklich ein bisschen schwerfällt, mich zur Arbeit zu motivieren.  Das ist neu für mich und war in der Vergangenheit nie ein Thema. In diesem Fall gilt: Einfach bei der Stange bleiben. Das hast du im Angestelltenverhältnis ja auch, dass du mal keinen Bock hast.

Da hilft nur durchhalten, Augen zu, Pobacken zusammenkneifen und durch. Und sich immer vor Augen halten, wo man hinwill und was sein Ziel ist. Ich gehe, wenn mir die Motivation fehlt, oft ins Coworking Space. Dort sehe ich andere Leute, die arbeiten und fleißig sind, und das motiviert mich wieder.

Jan: Dieses „Problem“ hatten wir übrigens auch schonmal als wir in Australien waren – dort haben wir unsere Bücher geschrieben und sehr intensiv recherchiert. Da war es wirklich so, dass wir – zum Beispiel in Sydney oder Melbourne – so eine tolle Umgebung hatten, und wir saßen die ganze Zeit hinterm Rechner.

Wir waren im deutschen Winter dort und es war gerade Sommer in Australien. Wir haben uns in dieser Situation damit geholfen, dass wir versucht haben, effizienter zu arbeiten. Auf der einen Seite wollten wir raus nach draußen und was sehen und erleben, auf der anderen Seite wollten wir unser Projekt vorantreiben.

Wir haben dann entschieden, nur noch 6 Stunden am Tag zu arbeiten, und haben uns zum Ziel gesetzt, in den 6 Stunden das zu schaffen, was wir normal in 8 Stunden erreichen würden. Das ist oft einfach eine Frage der Disziplin.

Reisen trotz Vollzeitjob New Work Life Bea und Jan

4. Was könnt ihr meinen Lesern, die das Thema remote arbeiten interessiert, noch mitgeben?

Jan: Ich habe 3 Punkte dazu: Erstens, schau erstmal, ob dein Job remotefähig ist. Bist du vom Laptop oder Computer abhängig, dann kannst du pauschal erstmal überall arbeiten. Am Fließband oder an der Ladentheke oder so wird es schwierig.

Das Zweite ist: Sprich mit deinem Arbeitgeber drüber, such aktiv das Gespräch und biete ihm an, eine Testphase durchzuführen. Bau es langsam auf: erstmal für einen Tag pro Woche Home Office – ich würde mit Home Office anfangen, da das am einfachsten ist – dann vielleicht zwei Tage pro Woche, drei Tage pro Woche, und irgendwann eine oder zwei Wochen am Stück.

Das Ganze machst du über den Zeitraum von mehreren Monaten, so dass dein Arbeitgeber sieht, dass es funktioniert. Denn wenn du es über einen Zeitraum von mehreren Monaten durchhältst, immer gute Leistung zu erbringen, gibt es keinen Grund mehr, der dagegen spricht.

Als Drittes würde ich, wenn ich du wäre, mir zunächst nahe gelegene Reiseziele suchen. Reiseziele, bei denen du keine Zeitzonenunterschiede hast oder ein anderes Klima, das dir eventuell nicht bekommt. Darauf würde ich am Anfang achten. Irgendwann kannst du deine Reiseziele dann  ausweiten, wenn es läuft. So bist du auf einem guten Weg.

Wenn dein Arbeitgeber pauschal sagt, dass Remote Arbeit nicht infrage kommt, kannst du dich auf diversen Jobbörsen wie zum Beispiel der Jobbörse GetRemote.de oder der Jobbörse der DNX umschauen und nach Remote Jobs suchen.

Jenny: Vielen Dank ihr beiden für die tiefen Einblicke im Interview! Ihr habt denke ich viele wichtige Aspekte angesprochen und das Thema super beleuchtet.

Reisen trotz Vollzeitjob – Remote Arbeiten

Bea und Jan haben im Interview aufgezeigt, was du alles mitbringen solltest, wenn du remote arbeiten willst, wie ihr eigener Alltag aussieht und wie sie sich motivieren. Die beiden haben übrigens 3 Bücher zu dem Thema geschrieben, in denen sie viele verschiedene Jobs vorstellen, die remote durchgeführt werden können.

GO REMOTE! Bücherreihe New Work Life

Wenn du also nach diesem Interview überzeugt bist, schau doch mal welcher Bereich am besten zu dir passt und lese dich durch die große Bandbreite an Jobs, die die beiden herausgearbeitet haben!

Ansonsten teilen Bea und Jan auch viele Infos zum Remote Arbeiten auf ihrem Blog, unter anderem gibt es dort Interviews mit Unternehmen, die das Konzept anbieten und leben. Auf Instagram findet ihr sie unter @New_Work_Life.

Hier kommst du auch nochmal zu Teil 1 des Interviews.

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