Wer ans Pilgern denkt, dem kommt unweigerlich der Jakobsweg in den Sinn – an den Franziskusweg denkt man erstmal nicht. Meine Mama hatte in diesem Jahr ebenfalls ein Sabbatical und ist in dieser Zeit den Franziskusweg von Florenz bis Rom gelaufen. Sie hat sich bereiterklärt, für dich ihre ganz persönliche Geschichte dieser Pilgerreise zu erzählen und ich bin sehr stolz, diese dir heute präsentieren zu können.

Übrigens: Was ich in meinem Sabbatical so unternommen habe, kannst du hier nochmal nachlesen. Wenn du mehr über Sabbaticals an sich erfahren willst, lies gerne nochmal das Interview mit Nicole.

Die Motivation

Nach einem schweren Burnout 2012 begann ich den Jakobsweg ab Würzburg zu laufen. Die Bewegung an der frischen Luft und Eindrücke von wechselnden Landschaften taten mir einfach gut. Anfangs Tagestouren, dann Wochenenden und mit zunehmender Entfernung von zuhause auch bis zu 5 Tage.

Ich begann zu überlegen, wie das wäre wochenlang mit mir allein, mit allem, was ich brauche auf dem Rücken unterwegs zu sein. Also beantragte ich 2017 ein 4-monatiges Sabbatical, das auch problemlos genehmigt wurde.

Beim recherchieren entschied ich mich, dass ich mit 52 Jahren nicht mehr in Pilgerherbergen übernachten will, dass ich während meines Sabbatical ankommen möchte (von Einsiedeln bis Santiago wäre mir dann doch zu weit gewesen) und dass mir der Camino Frances (Jakobsweg Spanien nach Santiago de Compostela) zu voll ist.

Ich stolperte über den Franziskusweg, der mit ca. 600 km (ich könnte von Anfang bis Ende laufen), wenigen Herbergen, dafür vielen B&B, Albergos und Hotels optimal erschien.

Pilgern-Gepäck-Franziskusweg

Nur mit dem Rucksack sollen 600 km auf dem Franziskusweg zurückgelegt werden.

Pilgern auf dem Franziskusweg

Der Franziskusweg führt von Florenz über Assisi nach Rom. Es gibt unzählige Wegbeschreibungen, und nach Überfliegen von 4 oder 5 Büchern dazu entschied ich mich den Outdoor Führer* als Grundlage zu nehmen. Die Wegbeschreibungen weichen zwischen Florenz und Assisi nur wenig ab, zwischen Assisi und Rom gibt es sehr unterschiedliche Strecken und Empfehlungen – alle Wege führen nach Rom. (Online findest du Infos zum Franziskusweg zum Beispiel hier oder hier.)

Je näher der Starttermin rückte und je intensiver ich mich mit dem Weg beschäftigte, desto banger wurde mir. Eine Vorbereitung im Sinne von „ich wandere mal an einem Sonntag 25 km mit vielen Höhenmetern“ hat nicht funktioniert, irgendwas kam immer dazwischen. Also versuchte ich nicht mehr als 15 km am Tag einzuplanen, was dann mit 10 kg auf dem Rücken und bis zu 1300 Höhenmetern auch ausreichend ist, wenn man völlig untrainiert losläuft.

Zuhause bei der Planung der ersten Etappen, merkte ich außerdem: Es gibt eine Menge Dinge, die ich gar nicht planen kann. Also versuchte ich (die immer alles plant…) mich darauf einzulassen, die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen. Ich fuhr nach Florenz, blieb erstmal ein paar Tage da und buchte von dort die ersten 2 Übernachtungen für den Weg.

Und so hielt ich es auch die 5 Wochen durch – ich buchte meist die nächsten 3-4 Tage über booking.com oder die Empfehlungen des Reiseführers und dann mal sehen, wie weiter… Ab und zu bin ich auch einfach gelaufen und habe am Ziel ein Hotel gesucht, was in Italien auch problemlos funktioniert.

Franziskusweg-Pilgern-Unterkuenfte

Auf dem Franziskusweg gibt es die verschiedensten Unterkünfte, die du aber am besten nur ein paar Tage im Voraus buchst.

Die Highlights auf dem Franziskusweg

Die Natur

  • Bewegung in der Natur wirkt wie eine Droge. Nach ein paar Tagen, wenn der Alltagsstress hinter einem liegt und man sich rund um die Uhr mit sich und seiner Umgebung beschäftigt, verändert sich die Wahrnehmung. Die Farben werden lebendiger (statt 5 Grüntönen im Wald hat man plötzlich 65), die Tiefenschärfe wird immer extremer, man beginnt sich eins zu fühlen mit der Natur.
  • Die Landschaft der Toskana ist wunderschön. Mir war nicht klar, dass die Toskana so bergig ist. Das Hammergefühl, wenn die oben auf einem Berg stehst – rund um dich Wälder, Berge, Grashügel. Du weißt, du hast es aus eigenem Antrieb geschafft, die 1200 Meter hoch zu gehen ist der Wahnsinn. Immer mit dem Wissen, dass du irgendwie wieder runter kommen musst.
  • Umbrien: Die Landschaft in Italien erwacht gerade aus ihrem Dornröschenschlaf und bemüht sich verstärkt, auch hier den Fremdenverkehr zu etablieren. Mit den unzähligen mittelalterlich anmutenden Städtchen, die quasi auf jedem Hügel zu finden sind, mit öffentlichen Aufzügen und den sehr engen Gässchen. Ein B&B, ein Geschäft, eine Polizeiwache und mehrere Kirchen findet man hier jedoch in fast jedem noch so kleinen Örtchen. Bezaubernd.
Franziskusweg-Toskana-2

In der Toskana wartete um jede Ecke und nach jedem Hügel der wundervollste Ausblick.

Die Infrastruktur

  • Italienische Brücken: Für Fußgänger sind diese ab und zu einfach nicht vorhanden. Wanderschuhe ausziehen und durch… Für Autos (ich vermute geländegängige) geht die Straße dann einfach durch den Fluss. Ich habe mehrere Gewässer durchquert, dabei kaum nasse Füße bekommen (nach 4 Wochen ließen meine Wanderschuhe dann doch nach, aber ein Imprägnier Spray half) und fand es meistens sehr witzig.
  • Der italienische Nahverkehr: Wenn ich eine oder mehrere Etappen überspringen wollte (irgendwann hatte ich keine Lust mehr auf mehr als 1000 hm) fand ich an jedem Ort einen Bus oder Zug. Manchmal musste ich weit außen rumfahren, aber ich kam immer da an, wo ich hinwollte. Die Kosten sind in Italien moderat. Ich musste nie ein Taxi nehmen.
Flussdurchquerung-Franziskusweg

Wo es keine Brücke gab, wurde eben zu Fuß das Wasser überquert.

Die Städte auf dem Franziskusweg

  • Florenz ist eine tolle Stadt, lebendig, geschichtsträchtig, wunderschön. Mit Sightseeing Tours bin ich hoch nach Fiesole mit Arena- und Klosterbesichtigung. Schade in Florenz fand ich das teilweise Abzocken von Touristen, Eintritte in jede Kirche und dass die Stadt so überlaufen ist.
  • Assisi: Das eindeutige Highlight auf meiner Reise. Beim Ankommen liefen mir die Tränen, ebenso an der Krypta von Franziskus. Die 3 Tage in Assisi waren einfach nur perfekt. Es gibt auch hier viele Touristen aber die Energie dieses Ortes ist so stark, dass das gar nicht stört.
  • Rom: Völlig überlaufen, hunderte Meter Schlange vor jeder Sehenswürdigkeit. Touristen über Touristen mit den üblichen Touristenfallen. Rom ist eine tolle Stadt, aber dass es so überlaufen ist hat mir persönlich einiges an Schwärmerei für diese geschichtsträchtige Stadt genommen.
Franziskusweg-Pilgern-Assisi

Das absolute Highlight der Pilgerreise: Die Stadt Assisi.

Religion und Spiritualität beim Pilgern

  • Papstaudienz: Als Fußpilger bekommt man eine Sonderkarte, die einen sehr nahe an den Papst bringt (ich war beizeiten da und saß keine 10m weg vom Papst). Das ist schon ein tolles Gefühl, die Stimmung ist einzigartig und man bekommt einen individuellen Eindruck. Und man trifft mit etwas Glück auf andere, gleichgesinnte Pilger.
  • Spiritualität: Eine Pilgerreise ist eine Reise zu sich selbst. Sie war für mich sehr spirituell, ich beschäftigte mich sehr viel mit mir und dem Göttlichen. Ich war in unzähligen Kirchen, auch in einigen Gottesdiensten, konnte unterschiedlichste Energien wahrnehmen und spüren und habe meine Erkenntnisse daraus gezogen. (Zu meinen Erkenntnissen später noch mehr.)
Rom-Pilgern-Ankunft-Franziskusweg

Endlich in Rom – wo es für Pilger eine Audienz beim Pabst gibt.

Die Menschen

Die Italiener, so fern vom Massentourismus, haben mich begeistert. Man spricht mit Händen und Füßen und nimmt notfalls auch den Google-Übersetzer zur Hilfe. Englisch sprechen nicht alle, ich kein italienisch. Trotzdem waren sie immer freundlich und hilfsbereit. Die Gastgeber verhalfen mir notfalls mit Pizzaservice zu einem Abendessen, wenn ich nicht mehr gehen konnte und bereiteten fast immer das Frühstück viel früher als normal, da ich gerne sehr früh los lief.

Zwischen Florenz und Assisi begegnete ich vielen Pilgern aus Deutschland und Österreich mit denen ich auch mal ein Gespräch führte, ein Stück des Weges gemeinsam lief oder gemeinsam zum Essen ging. Es sind auch viele Italiener unterwegs auf dem Weg. Hier und da gab es geführte Gruppen – ich glaube jedoch, dass diese Art zu pilgern für mich nichts wäre.

Ich lernte eine Frau kennen, mit der ich mich auf Anhieb verstand und die ich zwischenzeitlich nochmal besucht habe. Ein Paar hat mich eingeladen und vielleicht werde ich mich auch mit denen mal treffen.

2 Tage lief ich mit einer Freundin, die sich kurzfristig auch für den Weg nach Assisi entschied (und die mich damals überhaupt erst zum Jakobsweg brachte). Wir hatten eine super Zeit zu zweit.

Monte-Subasio-Franziskusweg

Solche Ausblicke wie auf dem Monte Subasio waren die absoluten Highlights auf der Pilgerreise.

Die Kosten beim Pilgern auf dem Franziskusweg

Ich gab ca. 80 € pro Tag inklusive allem aus. Ich denke, wenn du sparsam lebst, kannst du mit 60€ pro Tag gut auskommen. Die Pilgerherbergen kann ich nicht beurteilen, da für mich auf dem Weg „sparen“ nicht an erster Stelle stand.

Meine teuerste Übernachtung lag bei 78 €, die günstigste 20€. Fernab vom Tourismus bekommst du Cappuccino und Cornetto (Hörnchen) für rund 2,50 €. In Florenz und Rom zahlst du da schon bis zum dreifachen.

Franziskusweg-Toskana-1

Die Landschaft in der Toskana ist wirklich atemberaubend.

Das Danach

Ich bin wieder angekommen, im Alltag, im Jobstress, im Freizeitstress (Haus, Garten, Hobby). Was ich mitgenommen habe:

  • Ich kann alles schaffen, was ich möchte
  • Ich bin mir selbst genug
  • Alles dauert so lange wie es dauert, Hektik bringt nicht weiter
  • Ärgern über Dinge, die man nicht ändern kann, kostet unnötig viel Kraft
  • Bewegung tut mir gut – ich bewege mich öfters als früher, fahre sogar mit dem E-Bike ins Büro

Hast du Fragen zum Franziskusweg oder brauchst du einen kleinen Motivationsschub? Oder hast du noch Anmerkungen? Dann hinterlasse gerne einen Kommentar – den kann meine Mama dann beantworten.

P.S.: Als ausgebildete Schamanin hat meine Mama sich viel Wissen und viele Fähigkeiten angeeignet, die sie auf ihrer Webseite anbietet. Im Alltag komme ich da schon das eine oder andere Mal in den Genuss ihrer Methoden und Kenntnisse. Schau doch einfach mal dort vorbei, wenn dich Spiritualiät, Kraftorte, Rituale oder einfach der Einklang von Körper und Seele interessiert. (unbezahlte Werbung)

 Mit * gekennzeichnete Links sind Affiliate Links. Wenn du auf einen solchen Link klickst, und dann etwas auf der Webseite bestellst, erhalte ich eine kleine Provision. Du hast dabei keinen Mehraufwand und keine Mehrkosten, unterstützt mich und meinen Blog aber finanziell, so dass ich in Zukunft noch mehr und bessere Inhalte bringen kann. Wenn du wissen willst, welche Daten durch das Affiliate Programm gesammelt werden, kannst du das hier nachlesen.